Am Martinstag, dem 10. November, wird das Gymnasium Thomaeum wie in jedem Jahr seine Sammelaktion durchführen. Engagierte Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 8 bis hin zum Abiturjahrgang werben für Spenden, die dieses Mal dem Projekt „Árbol de la Esperanza“, einem Kinderhaus in Quito / Ecuador zugutekommen sollen. Auch in diesem Jahr wird die Spendenaktion nicht wie gewohnt stattfinden können. Normalerweise gehen Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen von Haus zu Haus und bitten die Kempenerinnen und Kempener persönlich um Spenden. Zum Schutze aller Beteiligten wird es zum zweiten Mal eine kontaktlose Sammelaktion geben. Dazu wird ein selbst entworfener Flyer in die Briefkästen eingeworfen, mit dem um Überweisung eines Spendenbetrages gebeten wird.
Der Árbol könnte mein zu Hause werden!
Der vierzehnjährige Naim kam Anfang August diesen Jahres in das Kinderhaus Árbol de la Esperanza, das seit 31 Jahren von dem gleichnamigen Kempener Verein finanziert wird. Naim ist aus Kolumbien und kam alleine auf der Suche nach einer entfernten Verwandten nach Ecuador, nachdem sein Vater verschwunden war. Papiere, die seinen Namen, sein Alter, seine Identität bekunden, hat er nicht. Er selber sagt, dass sein Vater in Menschen- und Drogenhandel involviert war, sie ständig umzogen und er nie eine Schule besucht habe, sondern mit seinem Vater und mit Hilfe des Internets lernte. Über seine Mutter habe sein Vater nie sprechen wollen und wäre sehr gewalttätig geworden, wenn er auch nur nach ihrem Namen gefragt hätte.
In der ecuadorianischen Hauptstadt Quito, in der das Kinderhaus Árbol de la Esperanza in drei Wohngruppen bis zu 26 Kindern ein geborgenes Zuhause und eine Perspektive für ihre Zukunft bietet, findet nun auch Naim zum ersten Mal einen sicheren Ort, an dem er sich angenommen fühlt. Seine vielfältigen Lebens- und Überlebenserfahrungen haben ihn früh erwachsen werden lassen, doch im Árbol de la Esperanza fühlt er sich an- und ernst genommen mit seinen Wünschen, Ängsten, Meinungen, Gefühlen und Träumen.
Zum ersten Mal in seinem Leben nimmt Naim an einem Schulunterricht teil – online. Seit März 2020 sind in Ecuador alle Schulen geschlossen und der gesamte Unterricht findet online statt. An den staatlichen Schulen wird täglich nur 1 bis 2 Stunden Onlineunterricht angeboten. Aus diesem Grund wechselten viele Kinder des Kinderhauses auf kleine Privatschulen, an denen monatlich bis zu 25 US-Dollar Schulgeld gezahlt werden müssen. Hier gibt es aber Unterricht per Stundenplan von 7:15 bis 13:15 Uhr – per zoom. „Durch Corona sind unsere Ausgaben im Árbol gestiegen“, berichtet die Kempenerin Angela Aretz, Leiterin des Kinderhauses. „Wir müssen nicht nur Schulgeld bezahlen, sondern wir mussten auch zusätzliche Tablets und Laptops anschaffen und außerdem in eine stärkere Internetleitung investieren, damit alle Kinder und Jugendlichen gleichzeitig am Onlineunterricht teilnehmen können. Hier wäre es super, wenn mit Hilfe der Schülerinnen und Schüler des Thomaeums ein durch Corona-Zusatzkosten entstandenes Defizit ausgeglichen werden könnte und das Schulgeld bis Ende des Schuljahres 2021-2022 sichergestellt wäre.“
Unsere Schülerinnen und Schüler des Thomaeums, die sich rund um das Martinsfest trotz Corona für den Arbol de la esperanza in Quito/Ecuador engagieren und mit Hilfe der Flyer um Spenden bitten, hoffen auf Ihre Großzügigkeit, um das Kinderhaus in dieser besonders schwierigen Corona-bedingten Zeit bestmöglich unterstützen zu können. Allen, die die Sammelaktion unterstützen, sei schon jetzt von Herzen gedankt. Die Schülerinnen und Schüler hoffen sehr, im nächsten Jahr wieder persönlich an Ihren Haustüren um Spenden bitten zu dürfen. Denn es ist gerade dieser persönliche Kontakt zur Kempener Bevölkerung, der den Martinsgeist lebendig und das Gefühl des Teilens und Helfens für alle Beteiligten so besonders wertvoll macht.
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