Seit genau 30 Jahren ist es gute Tradition, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler am Martinstag für bedürftige Kinder und Jugendliche einsetzen. Jugendliche ab der Jahrgangsstufe 8 gehen normalerweise in Kleingruppen von Haus zu Haus, um Spenden zu erbitten und lassen damit die Idee vom Teilen und Helfen konkret werden.

Aber ausgerechnet zum 30jährigen Bestehen der Martinsaktion kann die Sammelaktion nicht wie gewohnt durchgeführt werden. Zum Schutz aller Beteiligten kann es nur eine kontaktlose Sammelaktion geben. Aus diesem Grund wurde von Oberstufenschülern ein Flyer entworfen, der in Kempen verteilt wird und über die Martinsaktion und die diesjährige Form der Unterstützung informiert. Dieses Jahr bittet das Thomaeum  um die Überweisung eines Spendenbetrages. Es ist also leider ein wenig komplizierter als in den letzten Jahren, die Martinsaktion zu unterstützen. Es ist vielleicht eine Möglichkeit, dass sich Hausgemeinschaften oder Familien zusammentun und eine Sammelüberweisung vornehmen, wenn die Überweisung kleinerer Beträge zu lästig erscheinen sollte. Unsere Spendenempfänger sind in diesem Jahr ganz besonders auf finanzielle Hilfen angewiesen.

Die Sammelaktion unterstützt in diesem Jahr das Nazaret-Kinderdorf in Léogâne/Haiti, das Frau Bonzelet, eine ehemalige Kollegin, in den vergangenen Jahren mehrfach besucht hat.

Zum Nazaret-Kinderdorf gehören inzwischen gut 80 Mädchen. Etwa 50 Zwei- bis Zwölfjährige leben aktuell in Léogâne. Sie stammen aus bitterarmen Familien oder sind Waisen. Erst im Januar wurden 25 Zwei- bis Dreijährige neu aufgenommen. Viele von ihnen haben gesundheitliche und psychologische Probleme und sind unterernährt. Im Kinderdorf stehen Baumaßnahmen an, um die Sicherheit der Kinder weiter zu verbessern: Ergänzung der nächtlichen Solarbeleuchtung, Erweiterung der sanitären Einrichtungen, Gestaltung einer Spielfläche, und die Erneuerung der Trinkwasseranlage. Priorität hat allerdings die psychologische, medizinische und pädagogische Hilfe für die Kinder.

Ab dem 3. Lebensjahr werden die Mädchen auch im Kinderdorf beschult. Ab der 5. Klasse ist dann aber ein Wechsel auf eine andere Schule notwendig. Deshalb sind in den letzten beiden Jahren schon 35 Mädchen nach Port-au-Prince umgezogen und besuchen die ordenseigene Schule dort mit gutem Erfolg. Auch hier werden finanzielle Mittel benötigt, um die Beherbergung der Kinder und ihre Schulausrüstung zu gewährleisten. Natürlich mangelt es auch erheblich an der technischen Ausrüstung, die für das Lernen auf Distanz notwendig ist.

Die Lage in Haiti ist sehr ernst. Fast die Hälfte der Bevölkerung hungert. Seit anderthalb Jahren befindet sich das Land am Rand eines Bürgerkriegs. Es kommt immer wieder zu gewalttätigen Protesten gegen die Regierung. Die Lebenshaltungskosten sind höher als bei uns. Neben der politischen und wirtschaftlichen Krise sowie einigen Naturkatastrophen trifft die Corona-Pandemie Haiti sehr hart.

Unsere Schülerinnen und Schüler, die sich am Martinstag trotz Corona für die Kinder des Nazaret-Kinderdorfs in Léogâne bzw. Port-au-Prince engagieren und mit Hilfe der Flyer um Spenden bitten, hoffen auf Unterstützung, um den Mädchen ein Leben in Würde und mit einer hoffnungsvollen Perspektive ermöglichen zu können. Allen, die helfen, sei schon jetzt von Herzen gedankt.